Mit „tracken“ ist hier das englische Wort für Spuren, und Fährtenlesen gemeint.
Dieses Zitat ging mir lange nach, denn ich tracke meistens alleine.
Der Hintergrund, der diesen Spruch so wichtig macht liegt in der Tatsache, dass wir beim Fährtenlesen und Interpretieren von Geschichten nie zu hundert Prozent sicher sein können, ob wir richtig liegen oder uns irgendetwas ausdenken.
So kann es sein, dass ich im Laub einer sicheren Fuchsfährte folge, nur um festzustellen, das sich die Spur später in einer Pfütze in eine Rehspur verwandelt hat. Wenn das passiert habe ich noch Glück, denn nun habe ich meine Bestätigung.
Leider zeigt kein Licht an, ob wir wirklich richtig stehen. (Die Kinder der 70er und 80er verstehen das)
Mit mehreren Menschen zusammen auf ernsthafte Spurensuche zu gehen hat den großen Vorteil, dass sich die Spurensucher gegenseitig bestätigen oder auch, was viel wichtiger ist, anzweifeln können.
Denn der Zweifel der anderen bringt uns dazu, genauer hinzuschauen, um diese auszuräumen.
Hierzu fällt mir eine kleine Geschichte ein, die mir mit meinem Fährtenleser Kollegen in Amerika des Öfteren widerfahren ist.
Es war eine Übung an der Tracker-School. Wir sollten eine Spur finden und diese auf spezielle Weise analysieren. An der Seite eines Sandweges fand ich eine Spur, die mehrere Merkmale aufwies die für einen Kojoten sprachen.
Ich holte meinen Track-Buddy zu mir mit den Worten „Look, I found coyote tracks“. Er stand neben mir und meinte nur „not in a f****ing million years are those coyote tracks, you are full of sh***“. Seine Zweifel katapultieren mich in eine Position, in der ich meine Ehre als Fährtenleser verteidigen musste und zählte brav die Merkmale der Spur auf. Angefangen von der Größe, Form und Schrittfolge der Spuren bis hin zu den Details des Trittsiegels, wie die Lage der scharfen Krallen und die Zehenform. All das lies auf den Kojoten schließen. Beim Aufzählen sah ich schon in seinem Gesicht, das er mich nur aufgezogen hatte. Er wollte nur sehen, ob ich mir sicher bin.
Spott und Hohn war mir von ihm immer sicher. Wir wurden gute Freunde und haben immer noch Kontakt. :-)
Mit solchen Gleichgesinnten unterwegs zu sein bringt unsere Fertigkeiten im Erkennen und Interpretieren enorm weit, und zwar in kürzester Zeit.
Die Gruppe sollte sich jedoch in ihren Fähigkeiten auf Augenhöhe bewegen. Sonst ist es dasselbe wie alleine unterwegs zu sein. Vielleicht sogar noch schlimmer, denn alle glauben sofort demjenigen den sie, als den Fähigsten auserkoren haben. Bis dieser irgendwann selbst glaubt, dass er der Beste ist. ;-)
Das schöne beim Fährtenlesen ist: „Nur wer demütig bleibt oder wird, kommt in dieser Kunst voran.“
Wenn ich alleine tracke reichen mir manchmal auch schon ein oder zwei Merkmale, um mich über eine Spur zu freuen. Das ist die große Falle.
Das wichtigste für das Fährtenlesen im Alleingang ist es, immer offen und ja, demütig zu bleiben. Bis zum Schluss.
Ich habe mir angewöhnt im Training meine Wahrnehmung ständig zu hinterfragen und immer wieder Bestätigung in der Spur zu suchen.
Bis zur letzten Konsequenz bedeutet das, dass ich nie oder nur sehr selten sicher sagen kann, was hier passiert ist.
Dadurch bleibe ich wach und schaue nochmal genauer hin. Denn wenn ich auf die Suche nach Vermissten gehe, kann ich mir den Luxus von Zweifeln und nochmal schauen oft nicht leisten.
Erst wenn alle Spuren gefunden sind und in die Geschichte hinein passen, ist es plausibel. Bis dahin bleibt das Geheimnis ungelöst.
Mein persönlicher Weg Fährtenlesen zu trainieren, ist es Tiere zu beobachten und dabei genau aufzupassen, welche Bewegungen sie machen. Erst dann gehe ich die Spuren suchen und analysieren.
Der Grundsatz lautet hier immer: „Störe nie ein Tier in freier Wildbahn“.
Das bedeutet auch mal zwei Stunden zu sitzen oder zu stehen und konzentriert die Bewegungen studieren.
Wer Interesse am Fährtenlesen bekommen hat, es gibt jedes Jahr die Fährtenleser Woche an der Kojote-Akademie.
Stay on Track!
Euer Ralf
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